Erklärungen

Welt-Kobanê-Tag: Widerstand ist jeden Tag!

Die Befreiung Kobanês durch die Kämpfer*innen der YPG und YPJ ist nicht nur ein historischer Tag für den kurdischen Befreiungskampf, sondern für alle unterdrückten und Widerstand leistenden Menschen auf der Welt. 134 Tage lang leisteten sie Widerstand, um den IS zu zerschlagen. Dabei haben Tausende Kämpfer*innen im Kampf gegen den IS und für den Aufbau einer befreiten Gesellschaft ihr Leben gelassen. Wir gedenken ihnen mit Respekt.

Kobanê wurde der ganzen Welt als widerständige Stadt bekannt, und im Zentrum des Widerstands standen Frauen. Sie kämpften an vorderster Front für die Verteidigung des Lebens und der Gesellschaft sowie gegen die menschenfeindliche, faschistische und patriarchale Mentalität des IS. In der Finsternis, die der IS geschaffen hatte, wurde Kobanê zu einem Licht der Hoffnung, der Solidarität und eines historischen, mutigen Kampfes für die Befreiung der Gesellschaft und insbesondere der Frauen.

Damals hallte, genau wie heute, der Ruf „Jin Jiyan Azadî“ durch die Straßen der ganzen Welt, als Menschen sich mit dem Widerstand in Kobanê solidarisierten. Mit Blick auf den Iran und auf Kurdistan befinden wir uns heute ebenfalls in einer historischen und entscheidenden Phase für die Befreiung von Frauen. Dass wir heute „Jin Jiyan Azadî“ rufen, ist eine Erinnerung an das, was geschehen kann, wenn Menschen sich gegen das patriarchale und menschenfeindliche System auflehnen. Es ist eine Erinnerung an Widerstände wie die in Kobanê, die uns alle damals auf der ganzen Welt vereint haben und die uns allen Hoffnung und Inspiration gaben.

Während wir uns mit diesem Geist heute erneut vereinen müssen, um gegen Feminizid, Krieg, Vertreibung, Gewalt und Ausbeutung zu kämpfen, und das auf der ganzen Welt, ist es genauso wichtig, die Gesellschaft in Kobanê und in Nord- und Ostsyrien nicht zu vergessen.

Die Selbstverwaltung in Rojava wird seit Jahren von der internationalen Gemeinschaft allein gelassen; ob mit der Wasserversorgung, dem Embargo, mit den IS-Gefangenen, oder bei den andauernden Drohnenangriffen des türkischen Staates – dem Staat mit der zweitgrößten NATO-Armee.

Feministische Solidarität unter dem Slogan „Jin Jiyan Azadî“ darf also nicht abstrakt bleiben. Es gibt unzählige Baustellen, die unsere konkrete, praktische Solidarität erfordern. Wenn wir uns heute für Kobanê auf den Straßen versammeln, erinnern wir uns daran, dass es nicht nur ums Gedenken und Erinnern geht, sondern auch um das, was wir heute noch immer tun müssen – nämlich kämpfen.

Wir gedenken erneut den Gefallenen von Kobanê, die für die Freiheit ihr Leben ließen und sagen:

Sehîd namirin

Jin Jiyan Azadî

Hoch die internationale Solidarität!

01.11.2022 – Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden