Erklärungen

Erklärung zum Attentat in Paris

Das Massaker in Paris mit drei Toten und mehreren Verletzten hat auf brutale Art und Weise wieder mal gezeigt, dass Kurd*innen weder in Kurdistan, noch in Europa sicher sind. Wir fordern von der französischen Regierung eine lückenlose Aufklärung dieses Anschlags.

Am 23. Dezember hat ein 69-jähriger Franzose Menschen vor dem kurdischen Kulturzentrum Ahmet Kaya, im kurdischen Restaurant Avesta und in einem Friseursalon auf Kurd*innen geschossen. Drei Kurd*innen sind hierbei getötet wurden: Emine Kara (Evîn Goyi), M. Şirin Aydın (Mîr Perwer) und Abdurrahman Kızıl. Eine Person schwebt derzeit noch in Lebensgefahr, zwei weitere sind verletzt. Im Friseursalon konnte der Täter den Betreibern des Salons überwältigt werden. Über den Tatablauf ist außerdem noch bekannt, dass der Täter in der Nähe der Tatorte mit einem Auto abgelassen wurde. Die Identität dieser Person ist bisher unbekannt.

Der Täter ist wegen rassistischer Übergriffe auf Migrant*innen bereits vorbestraft. Vor elf Tagen wurde er unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Hier stellt sich die Frage wie eine vorbestrafte Person, die bereits wegen zweier früherer Mordversuche bekannt gewesen ist, überhaupt an eine Waffe gelangen kann. Trotz alldem, stehe der Täter nicht auf der Gefährderliste des Geheimdienstes. Der Täter ist nach der Tat mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden.

Nach der Tat sind europaweit Tausende Kurd*innen und solidarische Menschen auf die Straßen gegangen, um auf diese brutale Tat aufmerksam zu machen und das politische Motiv dahinter zu betonen. In Paris und Marseille kam es bei den Protesten zu gewaltvollem Vorgehen seitens der Polizeikräfte gegen kurdische Protestierende.

Das Massaker vom 23. Dezember hat die Kurd*innen in Europa auf schmerzliche Art und Weise an das Massaker an Sakine Cansız, Leyla Şaylemez, Fidan Doğan am 9. Januar 2013 erinnert. Dass fast zehn Jahre nach dem Tod unserer drei Freundinnen das heutige Massaker stattgefunden hat ist kein zufälliges Ereignis. Auch bei diesem Angriff wurde eine langjährige Revolutionärin der kurdischen Bewegung getötet.

Solange kurdische Selbstorganisierung, Selbstverteidigung sowie kurdisches Leben kriminalisiert und der Krieg gegen sie beschwiegen oder gar unterstützt wird, trägt Europa klare Mitschuld an der systematischen und jahrzehntelangen Ermordung von Kurd*innen.

Als Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden fordern wir die französische Regierung auf, alle notwendigen Prozesse einzuleiten, um das genaue Motiv des Täters, die entsprechenden Hintergründe und die Einzelheiten zur Planung und Ablauf der Tat zu untersuchen und öffentlich zu machen.

Şehîd Namirin!

Jin Jiyan Azadî!

                                               Cenî- Kurdisches Frauenbüro für Frieden

23. Dezember 2023