Veranstaltungen

Kurdische Frauen Kulturtage vom 2-8. März 2024

2. März – Podiumsdiskussion | 3. März – Kulinarik | 4. März – Dêq | 5. März – Dengbêj | 6. März – Folklore | 7. März – Jineolojî | 8. März – Abschlusskonzert zum Weltfrauentag | 2-8. März – Kunstausstellungen | Programm runterladen |

Situation in Kurdistan

Kurdistan ist eines der ältesten Siedlungsgebiete Mesopotamiens und war Schauplatz vieler verschiedener Hochkulturen. Seit Jahrhunderten erlebt diese Region immer wieder schwerste Verwüstungen, Plünderungen und neue Grenzziehungen. Kurdistan wurde 1923 durch den Vertrag von Lausanne in vier Teile geteilt. Seitdem leben mehr als 40 Millionen Kurd*innen unter der Vorherrschaft vier verschiedener Staaten (Türkei, Iran, Irak und Syrien). In diesen wurde ihnen das Recht auf Selbstbestimmung verwehrt. Deshalb haben sie sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts mit zahlreichen Aufständen gegen Kolonialisierung, Assimilation, Massaker und Unterdrückung gewehrt. Diese wurden jedoch größtenteils durch die Besatzerstaaten brutal niedergeschlagen. Gegenüber dieser Politik ist der kurdische Freiheitskampf in den letzten Jahrzehnten immer stärker geworden und hat eigene Lösungsmodelle entwickelt. Vor Allem der Widerstand der Frauen hat stark dazu beigetragen, dass die Kultur der Kurd*innen sich noch einmal neu und stärker konsolidiert und weiterentwickelt hat.

Rolle der Frauen

Parallel zu den Freiheitsbestrebungen des kurdischen Volkes haben sich kurdische Frauen auf der Grundlage einer von Kurd*innen selbst entwickelten Frauenbefreiungsideologie organisiert. Die kurdische Frauenbewegung ist in allen vier Teilen Kurdistans und in Europa zu einer politischen und gesellschaftlichen Kraft geworden. Sie vertritt die Forderungen der kurdischen Frauen, stärkt die Solidarität unter Frauen, auch international und arbeitet an der Verwirklichung gesellschaftlicher Alternativen. So wurden in vergangenen Jahren in vielen Dörfern und Städten Kurdistans Frauenräte, -vereine, -kooperativen, -medien, -beratungszentren, -akademien und viele weitere Einrichtungen aufgebaut. Durch die breite Basisorganisierung und internationale Vernetzung konnten Kampagnen gegen sexualisierte Gewalt, für die Freilassung von politischen Gefangenen, für Frieden und Demokratie in Kurdistan eine starke, erfolgreiche Wirkung erzielen.

Im Zentrum der Kunst in Kurdistan steht oft die Frau. Sie hat im Laufe der Geschichte einen großen Beitrag, vor allem zur teilweisen mündlich überlieferten Kultur der Kurdinnen, geleistet. Zu diesem Anlass finden dieses Jahr vom 02. bis 08. März dem Weltfrauentag unter dem Motto die “Kunst des Widerstands” die kurdischen Frauenkulturtage statt.

Es wird jeden Abend eine Veranstaltung über die Kunst und Kultur der kurdischen Frau geben, die ihre Identität, ihre Ideologie und ihren Widerstand leistenden Charakter widerspiegelt.


2. März: Jin Jiyan Azadî: Die Kunst des Widerstands und die Rolle der kurdischen Frauen, wie drückt die kurdische Fraue ihren Widerstand durch Kunst und Kultur aus

Unsere Kulturtage beginnen mit einer Podiumsdiskussion in der verschiedene kurdische Frauen über ihre Arbeit als Kunst und Kulturschaffende und ihren Aktivismus als Frauen reden werden. Kurdische Frauen mussten viel Widerstand leisten, sowohl gegen die Kolonialherrschaft als auch gegen die bestehenden patriarchalen und gesellschaftlichen Einflüsse. Wir möchten verschiedene Perspektiven auf ein Podium bringen, die diese unterschiedlichen Formen des Widerstands repräsentieren und damit allen Frauen, die sich dieser Unterdrückungen auflehnen eine Stimme geben.

Referentinnen: Hêvîn Tekin (Schauspielerin), Leyla Ekinci (Künstlerin, Kulturaktivistin und Moderatorin), Havîn Al-Sindy (Künstlerin)

Moderation: Esra Yula

Wann: Samstag, 2. März 2024, 19 Uhr (7 PM)
Ort: Spore Initiative, Hermannstraße 86 in 12051 Berlin (Auditorium)

(U8 – Leinestraße, S-Bahn Hermannstraße)


3. März: Kulinarik – Traditionelle kurdische Kochkunst der Frauen

Die kurdische Küche umfasst verschiedene regionale Kochstile und kulinarische Spezialitäten. Sie beruht auf einer uralten Tradition, in der auch die Frauen eine wichtige Rolle in der Weitergabe spielen. Gekocht und gegessen wird viel Gemüse, Fleisch (sofern vorhanden) und Getreide. Da viele Kurd*innen von der Landwirtschaft leben, gehören auch Milchprodukte wie Käse und Joghurt zu den Grundnahrungsmitteln. Die „Hauptquelle” (oder Akteurin) für die kurdische Küche ist die Frau, weshalb ihr in der kurdischen Kochkunst eine besondere Rolle zukommt.

Wir dürfen bei dieser Veranstaltung kurdischen Müttern und Frauen des Frauenrats Destdan bei dem Zubereiten von bestimmten Spezialitäten zusehen und anschließend gemeinsam essen und tanzen.

Wann: Sonntag, 03. März 2024, 17 Uhr (5PM)
Ort: Bona Peiser Sozio-kulturelle Projekträume, Oranienstraße 72, 10969 Berlin


4. März: Dêq – Traditionelle Tätowierungskunst der Frau in Dêrsim

„Dêq“ oder „Daq“ sind traditionelle Tätowierungen, die überwiegend im geografischen Raum Mesopotamiens praktiziert wurden. Viele Dêq-Symbole bilden die Natur und ein Leben in der Natur ab. In Mesopotamien sind es vor allem die Frauen, die mit dem Dêq ihre eigene Geschichte auf der Haut verewigen und sich durch diese Praxis patriarchaler Unterdrückung widersetzen. Manchmal dient der Dêq auch als Schutz gegen das Böse, zur Steigerung der Fruchtbarkeit, zur Heilung von Beschwerden und Krankheiten, zur Visualisierung von Schicksalsschlägen und vielem mehr.

Es wird eine Einführung in den Ursprung und die Symbolik des Dêq geben, sowie eine Erzählung der traditionellen Praxis und der derzeitigen Fortführung des Dêq. Anschließend werden Ausschnitte eines Dokumentarfilms gezeigt, der die Hautmarkierungen von Frauen aus Dêrsim einfängt. Zuletzt wird die Bedeutung von Dêq, die Rolle der Frau im Kontext von Religion und Kultur, der Widerstand gegen kulturelle Homogenisierung und die damit einhergehende Selbstbestimmung und Hütung des kulturellen Erbes der Frau politisch diskutiert und eingeordnet.

Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung statt.

Wann: Montag 04. März 2024, 18 Uhr (6 PM)
Ort: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, Olivaer Platz 16, 10707 Berlin


5. März: Dengbêj-Kultur, die traditionelle Erzähl -und Gesangskunst des kurdischen Volkes

Dengbêj ist die kurdische Bezeichnung für Sängerinnen und Sänger, die historische Ereignisse und Mythen und auch gesellschaftliche Phänomene in einem für die Dengbêj-Kunst spezifischen Sprechgesangsstil erzählen. Die Erzählkunst der Dengbêjs nimmt einen wichtigen Platz in der kurdischen Geschichte und Kultur ein, da die Tradition der Dengbêjs die Weitergabe des kurdischen Kulturerbes von Generation zu Generation ermöglicht. Die Gesangskunst der Dengbêjs ist so lebendig, dass auch heute noch persönliche und politische Ereignisse in Liedern verarbeitet werden. Die kurdische Frau hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet und versucht, ihren Schmerz und ihr Leid, aber auch ihre Freude und ihren Widerstand in diesen Liedern wiederzugeben.

Künstlerin: Bêrîvan Çiya,

Wann: Dienstag, 05. März 2024 19 Uhr (7PM)
Ort: Tenur Restaurant, Reichenbergerstr. 147, 10999 Berlin (U-Bahn: Kotbusser Tor, U8)


6. März: Vorführung – Kurdische Folklore und traditionelle Köstüme

Kurdische Folklore stellen nicht nur Unterhaltung dar, sie sind ein Archiv der kurdischen Identität, Kultur und Geschichte. Das Tanzen wird außerdem als ein Akt des Widerstandes verstanden und ausgelebt. Genauso wie die kurdische Sprache von den jeweiligen Besetzerstaaten verboten, wurde auch der Tanz verboten oder angeeignet. Wir wollen die kurdische Kultur vor allem in Europa lebendig halten. Aus diesem Grund wird eine Folkloregruppe verschiedene Volkstänze aus Kurdistan vorführen, so dass ein interaktiver Austausch der Kulturen stattfinden kann. In ganz Europa sind Hunderte von kurdischen Folkloregruppen mit bis zu 3.500 Tänzerinnen und Tänzern vertreten. Das Tanzen Hand in Hand hat zudem einen energetischen Aspekt: durch das Festhalten der Hände findet ein energetischer Austausch statt. Energieströme fließen erst durch die Körper und dann durch den ganzen Kreis. Durch das gemeinsame Tanzen werden Gemeinschaftsgefühl, Identität, Frieden, Solidarität und Gleichberechtigung gestärkt.

Tanzgruppe: Jinên Koma Ferasîn û Delîl Çiyager

Wann: Mittwoch, 06. März 2024 18 Uhr (6 PM)
Ort: Nachbarschaftshaus Urbanstraße, Urbanstraße 21, 10961 Berlin


7. März: Vortrag zu Jineolojî – Wissenschaft der Frau und des Lebens

In einem Workshop wird die Jineolojî (Wissenschaft der Frau und des Lebens) vorgestellt. Mit dem Aufschwung der kurdischen Frauenbewegung hat sich die Jineolojî seit 2011 im Mittleren Osten und in Europa verbreitet. Heute verbinden sich Hunderte von Frauen aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlichen Hintergründen mit dieser neuen Wissenschaft. Wir wollen diese Thematik durch Vernetzung und Austausch in unsere Kontexte bringen.

Einer der Arbeitsbereiche der Jineolojî ist der Bezug zur Natur und der Umwelt. Arbeiten dazu finden unter Anderem im kurdischen Frauendorf „Jinwar“, aber auch in Europa statt.

Referentinnen: Jineolojî Komitee & JXK Studentinnen Berlin

Wann: Donnerstag, 07. März 2024 18 Uhr (6 PM)
Ort: Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin (nähe Ostbahnhof)


8. März: Abschlusskonzert am Weltfrauentag

Die Kulturtage enden am 8. März dem Weltfrauentag mit einem Konzert kurdischer Musiker*innen, welches die kulturelle Vielfalt feiert und die Veranstaltung gebührend abrundet und unvergesslich machen soll. Gemeinsam wollen wir tanzen und singen.
Das Konzert ist nur für Frauen*

Sängerinnen: Cemile Dinçer, Nergez Dilo

Wann: Freitag, 08. März 2024 19 Uhr (7 PM)
Ort: Jockel Biergarten, Ratiborstr. 14c, 10999 Berlin


2 – 8. März: Kunstausstellungen (gesamte Woche)

An jedem Tag der gesamten Woche werden Kunst und Filme von verschiedenen kurdischen Künstlerinnen ausgestellt. Die Austellung beschreibt den Einfluss der Philosophie von Jin Jiyan Azadî auf die Kunst der Frauen in Kurdistan. Sie zeigt, welche Rolle die Frauen in der Geschichte der Kurden gespielt hat.

Künstlerinnen: Asli Filiz, Meral Şimşek, Leyla Toprak, Havîn Al-Sindy

Wann: Jeden Tag vom 2 – 8. März 2024, 12-17 Uhr
Ort: Gorki Kiosk, Dorotheenstraße 3, 10117 Berlin

Jin, Jiyan, Azadî!