Jîna Mahsa Amini ist unsterblich!
Am 13.09.2022 wurde in Teheran die 22-jährige Kurdin Jîna Mahsa Amini aus Saqez von der iranischen „Moralpolizei“ mit der Begründung festgenommen, sie habe ihre Kopfbedeckung nicht wie vorgeschrieben getragen. Nachdem sie auf dem Polizeirevier stundenlang misshandelt und gefoltert wurde, starb sie an den Folgen.
Der Femizid an Jîna Mahsa Amini ist ein weiteres grausames Beispiel der systematischen Unterdrückung von Frauen durch das repressive iranische Regime. Seit der islamischen Revolution 1979 besteht im Iran unter anderem die Verschleierungspflicht, die von der sogenannten Sittenpolizei in der Öffentlichkeit kontrolliert wird. Bei Nichteinhaltung drohen den Frauen Gewalt und Repression. Das Islamische Regime versucht die „Ehre“ der Religion und der Regierung durch die Zerstörung der Freiheit der Frau aufrechtzuerhalten. Jahrzehntelang hat es Menschenrechtsverletzungen und Folter unter dem Deckmantel des Moralismus und Nationalismus begangen, politische Oppositionelle terrorisiert, Feminist*innen und Frauenrechtler*innen gefoltert und in Gefängnissen schikaniert. Frauen werden bei Nichteinhaltung des Verschleierungszwangs und bei Abweichungen von den Vorschriften „weiblicher Moral“ wahllos auf den Straßen und Plätzen des Landes gefoltert und sogar ermordet. Das Regime geht zudem brutal gegen Frauen- und queere Bewegungen vor. Aktivist*innen werden ins Exil getrieben, gefoltert, geschlagen, zum Tode verurteilt.
Die patriarchale menschenverachtende Machtpolitik, die das Fundament aller Staaten bildet, übt einen systematischen Krieg gegen Frauen sowie jegliche Formen von Brutalität gegen ihre Körper aus. Das zeigt sich jüngst auch im Fall der 36-jährigen armenischen Soldatin Anush Apetyan, die im Zuge der jüngsten Angriffe in Armenien von aserbaidschanischen Soldaten gefangen genommen, vergewaltigt, gefoltert und getötet wurde. Von der Besatzung, Gewalt, Repression und Unterdrückung, durch die Staaten sich am Leben halten, sind wie immer Frauen am stärksten betroffen. Die organisierte Kraft von Frauen und allen unterdrückten Gruppen ist gleichzeitig die treibende Kraft für den Aufbau von Frieden, Freiheit und Gleichheit. Jeder Femizid, jeder patriarchale Angriff ist ein Angriff auf uns alle und den Zorn und die Trauer, die sie auslösen, werden wir in Widerstand und Selbstverteidigung umwandeln.
Frauen im Iran haben trotz allem nie aufgehört, gegen die Unterdrückung Widerstand zu leisten und zu rebellieren. Sie organisieren sich und protestieren öffentlich gegen den Verschleierungszwang und andere Verbote, die das Regime ihnen auferlegt.
Auch der Tod von Jîna Amini hat Massenproteste in ganz Ostkurdistan und Iran ausgelöst, die ebenfalls mit brutaler Polizeigewalt beantwortet wurden und bei denen mehrere Personen verletzt wurden. Im Iran herrscht ein Klima totaler Repression und Unterdrückung, das nicht nur Kurd*innen und Frauen, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft. So werden jeglicher Widerstand, jegliche Organisierung gegen das Regime und jeglicher Versuch, ein freies Leben aufzubauen, niedergeschlagen und fast unmöglich gemacht.
Als Kurdisches Frauenbüro für Frieden Cenî begrüßen und unterstützen wir den Widerstand unserer Schwestern im Iran und in allen Teilen Kurdistans und stehen in Solidarität mit allen unterdrückten Völkern, Minderheiten und Geschlechtern. Jîna Mahsa Amini bleibt unvergessen – in unseren weltweiten Kampf gegen Unterdrückung und Patriarchat lebt die Erinnerung an sie, sowie an alle Opfer frauenfeindlicher femizidaler Politik weiter.
Şehîd namirin
Jin Jiyan Azadî
18.09.2022 – Cenî Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.