Erklärungen

Frauen an der Spitze des Widerstands – Kein Frieden mit Patriarchat und Kapitalismus! – Statement zum 8. März

Der 8. März ist ein Tag des Widerstands gegen patriarchale Gewalt, Unterdrückung und Krieg. Er ist der Tag, an dem wir als Frauen und unterdrückte Geschlechter unsere Stimmen erheben – für unsere Freiheit, für eine Welt, in der keine von uns mehr in Angst leben muss. Unsere Kämpfe sind keine isolierten Kämpfe, sie sind Teil eines weltweiten Widerstands gegen die Herrschaft der Staaten, der Kapitalinteressen und des Militarismus, die unsere Körper und unser Leben kontrollieren wollen. 

Der Kampf der Frauen für Freiheit ist kein symbolischer, sondern ein realer Kampf, der Leben kostet. Wir gedenken all jener, die für diesen Kampf ihr Leben gaben – den Frauen in Rojava, die mit der Waffe in der Hand gegen ISIS kämpften, den Frauen im Iran, die für ihre Freiheit hingerichtet wurden, den Aktivistinnen, die in Abya Yala ermordet wurden, weil sie sich nicht unterordneten, den Frauen, die in den Bergen Kurdistans unerschütterlich gegen den blanken Faschismus des türkischen Staates kämpften und kämpfen. Ihre Namen mögen die Herrschenden aus den Geschichtsbüchern verbannen wollen, aber wir tragen sie weiter: Sehid Sara, Sehid Rojbin, Sehid Rohani, Sehid Hevrin Khalaf, Sehid Arin Mirkan und unzählige andere, die in diesem Kampf gefallen sind. Ihr Widerstand lebt in uns weiter.

Abdullah Öcalan hat immer betont, dass Frauen an der Spitze des Widerstands stehen müssen, weil ohne die Befreiung der Frauen keine Gesellschaft befreit werden kann. Dies zeigt sich besonders in Rojava, wo Frauen nicht nur für sich selbst kämpfen, sondern ein Modell einer neuen, gerechten Gesellschaft erschaffen haben. Doch genau deshalb ist die Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien unter Dauerbeschuss. Die türkische Besatzung, die gezielte Ermordung von Aktivistinnen, die Zerstörung von Infrastruktur und das systematische Zurückdrängen von Frauen in alte patriarchale Strukturen sind kein Zufall – sie sind eine direkte Antwort auf die Bedrohung, die ein freies und selbstbestimmtes Leben für das herrschende System darstellt.

Seit Jahrzehnten steht die Frauenbewegung an der Spitze des Widerstands gegen Patriarchat, Besatzung und Krieg. Doch genauso steht sie an der Spitze des Kampfes für einen gerechten Frieden. Abdullah Öcalan hat mit seiner Erklärung vom 27. Februar erneut betont: Ohne die Freiheit der Frauen kann es keinen wahren Frieden geben. Sein Friedensaufruf ist kein Appell an die Herrschenden, sondern eine Aufforderung an uns alle, die Strukturen von Unterdrückung und Gewalt zu zerschlagen und eine Welt aufzubauen, in der Gerechtigkeit und Freiheit möglich sind. Frieden bedeutet nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern die aktive Zerschlagung des Faschismus und des kapitalistischen Systems, das auf Spaltung und Unterwerfung beruht. Die Frauenbewegung in Kurdistan hat dies immer vor Augen gehabt – und kämpft deshalb nicht nur gegen das Patriarchat, sondern für eine radikale gesellschaftliche Veränderung.

Das Patriarchat ist kein Relikt aus vergangenen Zeiten, sondern eine tragende Säule des Kapitalismus. Es hält Frauen in unbezahlter oder unterbezahlter Care-Arbeit gefangen – sei es in der Familie, in sozialen Berufen oder in der reproduktiven Arbeit, die das System am Laufen hält. Ohne diese unsichtbare und unbezahlte Arbeit würde der Kapitalismus zusammenbrechen – er beruht auf der ständigen Verfügbarkeit von billiger oder kostenloser Arbeitskraft. Zudem sichert das Patriarchat die Kriegswirtschaft und Militarisierung, indem es eine Kultur der Männlichkeit und Hierarchie reproduziert, die Gehorsam, Gewalt und Nationalismus fördert – alles Grundpfeiler einer kapitalistischen Gesellschaft, die sich durch Krieg, Ausbeutung und Zerstörung erhält.

Während Frauen weltweit für ein Ende von Gewalt und Unterdrückung kämpfen, erleben wir eine seit dem Zweiten Weltkrieg beispiellose Militarisierung. Deutschland setzt auf Aufrüstung, will ein neues Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 400 Mrd. Euro schaffen und liefert Kriegsschiffe an die Türkei – ein Staat, der offen völkerrechtswidrige Kriege führt, Kurd*innen ermordet und vertreibt und die Frauenbewegung bekämpft. 

In der NATO-Logik heißt es nun, „kriegstüchtig“ zu sein, während die Türkei seit Jahren dieselbe Rhetorik nutzt, um ihre Besatzungspolitik zu legitimieren. Die Herrschenden wollen uns glaubhaft machen, dass es keine Alternative zum Krieg gibt, doch wir wissen: Der wahre Feind ist nicht irgendein Land, sondern das System aus Kapitalismus, Nationalismus und Patriarchat, das sich nur durch Spaltung und Gewalt erhält. In Kriegszeiten wird die patriarchale Ordnung besonders aggressiv verteidigt – sei es durch die Militarisierung der Gesellschaft, die Einschränkung von Frauenrechten oder die Gewalt gegen all jene, die sich der Kriegslogik widersetzen. Frauen werden systematisch instrumentalisiert: als Mütter der Nation, die „den Krieg unterstützen“ sollen, als unsichtbare Arbeiterinnen in den kriegswichtigen Produktionsstätten oder als Opfer sexualisierter Gewalt, die in jedem Krieg als Waffe eingesetzt wird.

Die Kämpfe der Frauen in Kurdistan, in Palästina, im Iran, in Afghanistan und weltweit zeigen uns, dass Widerstand möglich ist. Doch er braucht Organisierung, er braucht Solidarität, er braucht einen klaren Bruch mit den herrschenden Strukturen. Gewerkschaften, feministische Kollektive und revolutionäre Bewegungen müssen sich vereinen, um dieser Unterdrückung etwas entgegenzusetzen. Nur wenn wir die kapitalistische Kriegsmaschinerie und ihre Profiteure als das benennen, was sie sind, können wir sie ins Wanken bringen. Unser Widerstand muss die wirtschaftlichen und politischen Zentren treffen, die diese Kriege ermöglichen – durch Streiks, durch Sabotage, durch internationale Vernetzung.

Die Frauenrevolution ist keine abstrakte Idee, sondern gelebte Praxis. Jede von uns, die sich organisiert, die kämpft, die Widerstand leistet, ist Teil dieser Revolution. Deshalb rufen wir dazu auf, den 8. März nicht als bloße Symbolik zu begehen, sondern als Tag der Mobilisierung. 

Unser Kampf endet nicht, solange Patriarchat und Kapitalismus existieren. 

Unsere Waffe ist unsere Solidarität und unser unermüdlicher Kampf für eine andere Welt.

Hoch die internationale Solidarität! Hoch die Frauenrevolution!

Jin Jiyan Azadi!

08.03.2025, Cênî – Das Kurdische Frauenbüro für Frieden e.V.