Gemeinsam gegen den Krieg in Kurdistan!
Erklärung von Cenî – 05. Juni 2022
Die Angriffe der Türkei in Südkurdistan und Rojava dauern weiterhin an und die Türkei droht nun mit einer weiteren Invasion und Besetzung Rojavas wie schon 2018 in Efrîn. Im Schatten des Ukraine-Kriegs bombardiert die Türkei, der Staat mit der zweitgrößten NATO-Armee, ungehindert kurdische Gebiete und Zivilist:innen. Ob medizinische Zentren, Krankenhäuser oder Geflüchtetencamps – die Türkei kennt bei den Angriffen keine Grenzen und versucht die kurdische Existenz sowie sämtliche Versuche der Kurd:innen, sich selbst zu verwalten und in Frieden zu leben, im Keim zu ersticken.
Zahlreiche Appelle und Frauenorganisationen haben bereits darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei diesen Angriffen auch um patriarchale Angriffe handelt. Insbesondere in Rojava, wo Frauen auf jeder Ebene autonome Selbstverwaltungsstrukturen aufgebaut haben, maßgeblich am Aufbau einer befreiten Gesellschaft beteiligt sind und die Revolution anführen, wird das deutlich. Rojava anzugreifen bedeutet, die Frauenrevolution anzugreifen. Rojava anzugreifen bedeutet, ein einzigartiges emanzipatorisches Projekt anzugreifen, das Menschen im Mittleren Osten und auf der ganzen Welt inspiriert und bewegt hat.
In Südkurdistan kollaboriert die Türkei mit der dortigen kurdischen Regionalregierung, um die kurdische Freiheitsbewegung anzugreifen und damit den Widerstand aller Kurd:innen gegen Besatzung und Krieg zu schwächen. Die Angriffe und Repressionen der Türkei gegen die Kurd:innen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Staatsgrenzen, stellen einen neuen Höhepunkt des Versuchs der Türkei dar, die kurdische Identität zu unterdrücken und den Widerstand von Freiheitsbewegungen im Land zu brechen.
Mit der steigenden Repression und den sich verschärfenden Krisen erhöht sich auch patriarchale Gewalt und Femizid. All das geht miteinander einher. Als kurdisches Frauenbüro für Frieden machen wir immer wieder darauf aufmerksam, wie katastrophal sich Krieg sowie wirtschaftliche und politische Instabilität auf die Situation von Frauen auswirken. Sie führen zu Femizid, sexualisierter Gewalt, Entführungen, Menschenhandel und mehr. Die Türkei hat in den letzten Jahren maßgeblich dazu beigetragen, die Freiheit von Frauen, insbesondere êzîdischen, kurdischen und alevitischen Frauen in der gesamten Region zu vernichten, indem sie den IS unterstützt hat und die Region in einem dauerhaften Zustand der Instabilität hält.
Politisch muss von einer angeblich feministischen Regierung mehr kommen als nur Lippenbekenntnisse. Als kurdisches Frauenbüro für Frieden fordern wir von allen relevanten Akteuren, diesen Krieg zu stoppen und Erdogan Grenzen aufzuzeigen. Wir appellieren zudem an alle Feminist:innen, diesen Krieg in ihren Kreisen zu thematisieren, aktiv zu werden und gegen die Angriffe in Kurdistan, die ein Angriff gegen uns alle sind, gemeinsam mit uns zu rebellieren. Wir schließen uns in diesem Sinne auch den Forderungen im jüngsten Aufruf von „Women Defend Rojava“ und der Frauenbewegung „Kongra Star“ an, und sagen:
Die Türkei muss bei ihrem Vorhaben, einen neuen Angriffskrieg zu starten, aufgehalten werden! Kämpfen und protestieren wir gemeinsam, und lassen wir die dortige Bevölkerung, sowie die kurdische Frauenbewegung nicht allein! Frieden und Freiheit für Kurdistan, Jin Jiyan Azadî!