Erklärungen

Presseerklärung zur 2. Weltfrauenkonferenz in Berlin

Presserklärung von Cenî – kurdisches Frauenbüro für Frieden zur zweiten Weltfrauenkonferenz am 5. und 6. November 2022 in Berlin

2018 fand die erste internationale Frauenkonferenz in Frankfurt statt, welche vom Netzwerk “Women Weaving Future” organisiert wurde. Das Ziel dieser Konferenz war es, die Diskussion um den Vorschlag des Aufbaus eines Weltfrauenkonföderalismus zu öffnen.
Als Cenî freuen wir uns nun als Teil des Netzwerkes “Women Weaving Future” die zweite Weltfrauenkonferenz ankündigen zu können.

Bereits 1907 fand eine erste internationale Frauenkonferenz in Stuttgart statt, bei der vor allem Clara Zetkin und Rosa Luxemburg eine sehr wichtige Rolle einnahmen, welche bis heute sichtbar ist. So wird auch durch die Geschichte der Frauenbewegungen selbst deutlich, dass es schon immer Bestrebungen danach gab, internationale Frauenvernetzungen und Organisierungen zu gründen.
Es entstand der Traum für eine freie und gleichberechtigte Gesellschaft. Das gemeinsame Ziel dieser Frauen war es gemeinsame Wege und Methoden zu finden, auf deren Grundlage die politischen Inhalte und Ziele, der gemeinsame Traum, umgesetzt werden könnte. Es ging also um eine gemeinsame Strategie für die Erschaffung einer freien und gleichberechtigten Gesellschaft. Bereits im 20.Jahrhundert war die Unentbehrlichkeit einer Organisierung und Vernetzung von und für Frauen daher eine wichtige Perspektive.
Die zweite Weltfrauenkonferenz im November 2022 in Berlin sehen wir daher als ein Puzzleteil den Weg zu unseren Träumen zu ebnen. Mit Teilnehmerinnen aus der ganzen Welt werden wir den Beginn einer neuen Welt weben. Wir wollen daher diese Konferenz vom Inhalt bis zur Tagesordnung, von den technischen Aspekten bis hin zur Teilnahme im Geiste der Frauenkollektivität und -solidarität stattfinden lassen. Es gibt zahlreiche Themen, die wir zur Diskussion stellen werden und wollen einige davon umreißen.
Die Tatsache, dass es schließlich über die Jahre zu einer Zersplittung zwischen den Frauenorganisationen und der feministischen Bewegung allgemein kam, kann man auf die intensiven und ideologischen Einflüsse des kapitalistischen Systems zurückführen, welches mit der patriarchal-männlichen und dominanten Mentalität des Staates wirkt. Wir bezeichnen auch diese Gewalt und Herrschaft des Staates als Feminizid, denn er richtet sich gegen die Leben von Frauen. Die Diskussion darum wie wir für das Leben von Frauen kämpfen können wird eine zentrale Stelle in der Konferenz einnehmen.
Das vorherrschende System setzt auch Heute seine physischen Angriffe fort und entwickelt gleichzeitig neue Methoden und Strategien, um den Widerstand von Frauen zu untergraben. Das Ziel ist es dabei, den Hauptwiderspruch des 21. Jahrhunderts – also die Frage der Frauenbefreiung – unsichtbar zu machen. Denn der Widerspruch, der das derzeitige Zeitalter bestimmt, ist der Kampf gegen die Kolonialisierung der Frau. Nur durch eine globale Revolution der Frauen können wir dieses Gewaltssystem und damit den Dritten Weltkrieg, wie wir ihn nennen, überwinden.
Wir wissen, dass es andere Wege gibt als die, die uns nun als Alternativen durch den Staat präsentiert werden. Denn unter anderem die Revolution in Rojava hat seit zehn Jahren gezeigt, dass es möglich ist ein anderes politisches System aufzubauen – eine gesellschaftliche Alternative, die auf der Autonomie der Frauen in allen Lebensbereichen basiert. Die Kämpfe unserer Schwestern an Orten wie Afghanistan, USA, Sudan, auf den Philippinen, in Brasilien, und vor allem die jetzigen Rebellionen der Frauen im Iran verdeutlichen nochmals, dass dieses Jahrhundert das Potenzial hat, das Jahrhundert der Freiheit der Frauen und der gesamten Gesellschaft zu werden. Es kann die Ära sein, in der wir unsere Kämpfe vom Lokalen ins Globale und Universelle tragen. Jetzt ist es an der Zeit, durch den gemeinsamen Kampf unsere Zukunft zu weben!
Denn wir glauben daran, dass wir den Kampf gegen das Patriarchat, Feminizid und Ökozid gewinnen können. Wir werden neue Formen einer freien Gesellschaft schaffen und eine Revolution hat bereits begonnen. Die Krise des Kapitalismus ist ein Ergebnis unserer Kämpfe und das Hier und Jetzt – die Gegenwart – gibt uns die historische Möglichkeit das 21. Jahrhundert in ein Jahrhundert der Frauen und der Freiheit der Völker zu verwandeln.
Daher laden wir alle, die Teil des Aufbaus eines Weltfrauenkonföderalismus sein wollen, dazu ein sich an dieser Konferenz zu beteiligen.

Denn das ersehnte Leben wird nicht durch Wunder, sondern durch Revolution entstehen.

Mehr Informationen zum Programm und Ausrichtungsort finden sich unter www.womenweavingfuture.org

Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden