
„Wir haben nach Lösungswegen für eine neue Zeit gesucht. Nach einem kollektiven und menschlichen Leben!“
Vor 20 Jahren sind Uta Schneiderbanger (Nûdem) und Ekin Ceren Doğruak (Amara) bei einem Autounfall in Kurdistan ums Leben gekommen.
Uta Schneiderbanger ist 1961 in Mülheim an der Ruhr geboren und war seit den 1990er Jahren in der kurdischen Frauenbewegung aktiv. Ekin Ceren Doğruak (Amara) ist 1981 als Tochter türkischer Eltern in Ankara zur Welt gekommen. Beide Frauen starben am 31. Mai 2005 bei einem Autounfall in der Nähe der südkurdischen Kleinstadt Qeladizê. Die beiden Internationalistinnen befanden sich auf dem Rückweg von der III. Generalversammlung des Volkskongresses Kurdistans (Kongra Gel) nach Europa, als der Fahrer in dem steilen Berggelände die Kontrolle über den Wagen verlor.
Freundinnen von Uta veröffentlichten mit Cenî 2010 das Buch „Mit Kampf und Liebe in eine neue Zeit – Nudêm. Aus dem Leben von Uta Schneiderbanger“. Das Buch zeichnet das Leben einer bemerkenswerten, mutigen und vielseitigen Frau nach: gelernte Heilpraktikerin, Arbeitertochter aus dem Ruhrgebiet, Lesbe, Internationalistin, Aktivistin der Frauenbefreiungspartei Kurdistans (PAJK), Mitglied im Leitungsrat von Kongra Gel.
Den Namen Nûdem, kurdisch für „neue Zeit“, wählte sich Uta Schneiderbanger als Nom de Guerre. „Wir haben nach Lösungswegen für eine neue Zeit gesucht. Nach einem kollektiven und menschlichen Leben!“ schrieb sie in ihren Aufzeichnungen. Diese Suche reichte von der Befreiungstheologie über die Häuserkämpfe, antiimperialistischen und antifaschistischen Widerstand, von der autonomen Frauen- und Lesbenorganisierung bis hin zum praktischen Internationalismus. Uta richtete sich kein bequemes Leben ein, sondern schaute hinter die Fassaden, verfolgte – trotz aller Schwierigkeiten – konsequent ihre Ziele. Zu ihrem vielfältigen Leben gehörten Politik und Frauenorganisierung ebenso wie ihre Liebe zu Menschen und der Natur, ihre Leidenschaft für Musik, Kultur und Naturheilkunde, genauso wie ihre Reisen in die Türkei und nach Kurdistan.
Uta Schneiderbanger war eine Frau, die mit ihrer Solidarität, mit ihrem Kampf und ihrer Liebe die Welt ein Stück verändert hat. Die „Freundinnen von Uta“, die das Werk vor elf Jahren herausgaben, wollten, dass es zum Erinnern, Nachdenken, Diskutieren, zum Weiterschreiben und Weiterkämpfen anregt. Es sollte sowohl ein Stück von über 20 Jahren kontroverser feministischer, antiimperialistischer und internationalistischer Geschichte in der BRD als auch das Leben einer besonderen Frau, die Teil dieser Kämpfe war, allen interessierten Leser:innen näherbringen.
Anlässlich ihres 20. Todestages wollen wir dieses Buch allen zugänglich machen:
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